"Ich habe vielleicht nicht alles, was ich mir wünsche, aber ich liebe alles, was ich habe.“ Dieser Ausspruch hängt im naturhistorischen Museum MuseOs und drückt perfekt aus, wie Luc Tyteca und Leentje Vandenhoudt auf ihr Museum blicken.

MuseOs ist das Lebenswerk dieser beiden leidenschaftlichen Biologen. Es finden sich dort 1.200 Schädel, 30 Skelette und unendlich viele Geschichten. Tij-dingen ist auf die Jagd nach Schädeln gegangen und hat eine Ladung Antworten als Trophäen mit nach Hause genommen.

Tij-dingen: Eine Frage, die euch zweifellos schon oft gestellt wurde: Wie hat das alles angefangen?

Luc Tyteca: "Das ist in der Tat eine der am häufigsten gestellten Fragen. (lächelt) Es hat bereits während unserer Studienzeit angefangen, Leentje und ich haben beide Biologie in Leuven studiert. Im Rahmen eines Praktikums mussten wir im Auftrag Professor Quaghebeurs den Schädel eines Hundes analysieren. Den Schädel haben wir noch heute, er liegt in einem Schrank voller weiterer Schädel verschiedener Hunderassen. Auch für das Fach ‚vergleichende Anatomie‘ mussten wir Schädel zum Examen mitbringen, über die wir dann Fragen zu beantworten hatten. So ist diese Leidenschaft entstanden."

T-d: Ihr habt alles selbst aufgebaut?

Luc: "Genau. Alles ist aus unseren eigenen Mitteln bezahlt. Eigentlich habe ich schon mein Leben lang zwei Berufe miteinander kombiniert: Bäcker und Biologe. Ohne mein Biologiestudium hätte ich nie damit angefangen, Schädel zu sammeln. Und ohne den Bäckerjob (Bäckerei Tyteca in Koksijde-Dorp, Anm. d. Red.) hätten wir wahrscheinlich das nötige Kleingeld nie zusammenbekommen, um MuseOs aufzubauen. Beides war letztlich für die Realisierung des Projekts notwendig."

Leentje Vandenhoudt: "Luc hängt auch alles selbst auf. Um Hirschschädel an die Wand zu hängen, baute er sich dafür ein sechs Meter hohes Gerüst und platzierte oben auch noch eine Leiter. Mir stockt jedes Mal der Atem, wenn er wieder solche akrobatischen Stunts hinlegt, um etwas von der Wand zu entfernen oder anders zu arrangieren."

T-d: Stellt ihr selbst Skelette zusammen?

Luc: "Mein erstes selbstgebautes Skelett war ein Elefant. Das ging mehr schlecht als recht. Das Zusammenstellen von Skeletten habe ich mir nämlich im Selbststudium angeeignet. Das zweite Skelett, ein Nashorn, ging schon ein Stück flotter. Wie lange ich dafür brauche? Schwer zu sagen, jedes Skelett ist anders und wieder eine neue Herausforderung. Man muss die Knochen aneinander leimen und – am besten so unsichtbar wie möglich – Verstärkungen aus Metall anbringen. Hierfür bedarf es viel Geduld."

Leentje: "Luc reinigt die Knochen selbst. Mazerieren, bleichen, entfetten, desinfizieren: Das gehört alles dazu. Beim Mazerationsprozess wird das Fleisch des Skeletts von Enzymen aufgeweicht. Biotex, ein starkes Waschmittel, eignet sich dafür sehr gut. Das Entfetten ist am mühseligsten, aber es ist auch äußerst wichtig."

Es ist wichtig, dass die Menschen mit einem guten Gefühl nach draußen gehen

T-d: Wer gehört zu euren wichtigsten Zielgruppen?

Leentje: "Bevor wir angefangen haben, haben wir uns die folgenden beiden Fragen gestellt: Wird jemals irgendein Interessierter zu uns kommen? Und wie reagieren Kinder auf den Anblick der ganzen Schädel? Nach acht Jahren wissen wir, dass Kinder von Schädeln und Skeletten fasziniert sind. Schließlich lernen sie auch einiges darüber in der Schule und sie sind verrückt nach Dinos. Oft sind es die Eltern, die früher nach Hause gehen wollen, die Kinder wollen meist noch länger bleiben. Auch wegen der Mitmach-Aufträge. MuseOs eignet sich für jedes Alter, also etwa von 5 bis 95 Jahren."

T-d: Ihr ergänzt euch als Duo perfekt, oder?

Luc: "Leentje begrüßt die Gäste meistens und gibt eine kleine Einführung. Sie begibt sich gern unter die Menschen; ich selbst agiere lieber etwas im Hintergrund. Wenn viel los ist, sind wir beide im Museum vertreten. Und in den Ferien und an den Tagen, an denen das MuseOs ganztägig geöffnet ist, wechseln wir uns ab."

Leentje: "Es ist wichtig, dass die Menschen mit einem guten Gefühl nach draußen gehen. Ein Lächeln. Man merkt auch relativ schnell, ob ein bestimmter Besucher lieber in Ruhe gelassen wird oder gern Geschichten erzählt bekommt. Daran passe ich mich an. Und wenn es mir möglich ist, sorge ich dafür, dass die Besucher auch mal lachen können."

T-d: Gibt es hier eine Menge besonderer Schädel oder Skelette?

Luc: "Das hängt natürlich davon ab, was man als besonders empfindet. Oscar liegt hier, der graue Seehund, der immer an den Strand von Koksijde kam, um sich zu sonnen. Ursprünglich habe ich ihn für das NAVIGO-Museum präpariert, die Pläne haben sich jedoch geändert und nun interessiert sich das Sea Life in Blankenberge. Alles, was am Strand gefunden wird, ist sowieso Eigentum des Staates, der dann entscheidet, was damit passiert. Das Skelett eines Totenkopfaffen, der eine Nuss festhält, finde ich schon schön. Oder auch den schleichenden Puma."

Leentje: "Der Riesensalamander ist auch etwas ganz Besonderes. Den haben wir in den Niederlanden vom weltbesten Fachmann für derartige Rekonstruktionen bauen lassen. Auch das Skelett des Seeotters ist wunderbar, so etwas bekommt man bei Sammlungen nicht oft zu Gesicht."

MuseOs ist während der Ferien montags, mittwochs und donnerstags geöffnet. Und zusätzlich auch noch am Samstagvormittag und Sonntagnachmittag. Außerhalb der Ferienzeit können Sie MuseOs nach Terminvereinbarung besuchen: info@museos.be oder www.museos.be